"Ich bin ein einhundertprozentiger Optimist. Ich kann überhaupt nicht negativ denken."
Dieter Ramsauer
02.05.1939—23.04.2021
"Ich bin ein einhundertprozentiger Optimist. Ich kann überhaupt nicht negativ denken."
02.05.1939—23.04.2021
Dieter Ramsauer (1939—2021) spielte in seiner Kindheit nach Kriegsende sehr gerne auf den Schrottplätzen in Velbert und Umgebung, montierte und demontierte dort gefundene Gegenstände und entwickelte so schon früh ein Verständnis dafür, wie Dinge funktionieren. Mit gerade 6 Jahren bastelte er sich das heiß erwünschte Fahrrad selbst zusammen aus Teilen, die er auf den Schrottplätzen gefunden hatte. Viele Jahre und viele Patente später gründete er 1991 die Dieter Ramsauer Konstruktionselemente GmbH (DIRAK).
Ein Entschluss, aus dem das Unternehmen DIRAK erwuchs, das heute weltweit tätig ist, rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, ca. 4.500 Katalogartikel im Bereich Verschluss-, Scharnier- und Verbindungstechnik anbietet und eine Vielzahl weiterer Patente hält.
In seiner beruflichen Laufbahn sammelte Dieter Ramsauer Erfahrungen als Vertriebsingenieur und schärfte seinen Blick für die praktischen Bedürfnisse der Kunden. Daraus entstand z.B. 1967 die Entwicklung eines modular aufgebauten Drehriegels und 1968 ein modulares Stangenschloss-System.
1973 machte er sich zudem mit einem Ein-Mann-Ingenieurbüro selbstständig, konstruierte unter anderem Bauteile für ein metallverarbeitendes Unternehmen und entwickelte zahlreiche weitere wegweisende Patente, die dann auf Basis eines Lizenzvertrages dem Unternehmen überlassen wurden, wo er weiterhin als Vertriebsingenieur tätig war. Es folgten dann 1981 der heute in aller Welt kopierte Schwenkhebelverschluss und 1986 ein neu entwickeltes modulares Stangenschloss-System, welches außerhalb der Dichtung im Abkantungsbereich eines Schaltschrankes montiert werden konnte, um die gesamte lichte Weite des Schrankes freizuhalten.
Auf dem Rückflug von den USA nach Deutschland erdacht und auf einer Serviette gezeichnet, ermöglicht die DIRAK-SNAP-Technology (DST) dem Kunden, seine Montage erheblich zu vereinfachen und somit Kosten zu sparen. Diese Erfindung war die erklärte Lieblingserfindung von Dieter Ramsauer und brachte ihm als erstem Nicht-Amerikaner eine Nominierung zum „Engineer of the Year“ in den USA ein.
Neben der Nominierung zum „Engineer of the Year“ freute sich Dieter Ramsauer über die Auszeichnung der DIRAK-SNAP-Technology durch die Fachzeitschrift „KEM“. Die Leser der Zeitschrift „KEM“ hatten dies so entschieden – ihnen wurden 10 Entwicklungen vorgestellt aus denen Sie die Ihrer Meinung nach Beste auswählen durften.
Fragte man Dieter Ramsauer nach seiner Triebfeder, ständig neue Lösungen zu entwickeln und innovative Patente anzumelden, nannte er als Grund seine Unzufriedenheit mit Gegebenheiten und die Verbesserungswürdigkeit von existierenden Gegenständen. Sein Ehrgeiz war dann geweckt, eine bessere, praktischere Lösung zu entwickeln, die diese Unzulänglichkeiten behebt. Seine Leidenschaft, immer weiter zu tüfteln und neue technische Lösungen zu finden, war von Schöpferkraft und vielfältigen Interessen, seinen autodidaktischen Fähigkeiten und seiner praktischen Veranlagung und dem, was er den „schweifenden Blick“ nannte, befeuert. (Auf der Abbildung ist eine Weiterentwicklung eines Befestigungselementes für TESLA zu sehen.)
Geboren als drittes Kind des Werkzeugmachers Hermann Ramsauer und seiner Gattin Franziska Ramsauer wuchs er mit seinem Bruder Franz-Hermann (selbst Werkzeugmacher) und seiner Schwester Ellen (Technische Zeichnerin) in Velbert auf. Die Stadt im Bergischen Land ist bekannt für die Herstellung von Schlössern und Beschlägen. Was alle Familienmitglieder in besonderem Maße auszeichnete, war das handwerkliche Geschick und das Talent, für jedes Problem praktische Lösungen zu finden.
Bereits Dieter Ramsauers Großvater, Heinrich Gilgen (siehe Abbildung), war ein handwerklich sehr geschickter Schlosser. Seine in der Freizeit selbst gefertigten Schmuck- oder Handarbeitskästchen waren außergewöhnlich. Er fertigte sie für seine sechs Töchter und Freunde an. 1932 gewann er in seiner Heimatstadt Velbert bei einem ausgeschriebenen Hobbywettbewerb der ehemaligen Zassenhaus-Brauerei den ersten Preis.
Praktisches und handwerkliches Geschick wurden Dieter Ramsauer gewissermaßen in die Wiege gelegt. Nach der Volksschule begann er im Alter von 14 Jahren, seinem Vater und Bruder folgend, eine Lehre als Werkzeugmacher. Anschließend absolvierte er eine technische Ausbildung an der Technisch-wissenschaftlichen Fachlehranstalt (Tewifa) am Bodensee.
Block- und Querflötenunterricht sowie Gesangsunterricht und Stimmausbildung bei der Gesangsprofessorin Maria Friesenhausen sind nur einige der Belege für Dieter Ramsauers anhaltende Liebe zur Musik. Der Kantorei Velbert eng verbunden, half Dieter Ramsauer dem mittlerweile verstorbenen Gründer der Kantorei, Prof. Gisbert Schneider, bereits in jungen Jahren beim Registrieren der Orgel und war mit ihm Zeit seines Lebens befreundet.
Über 35 Jahren wirkte er im Chor mit. Dies befähigte ihn auch, mit Freunden Hausmusikabende zu veranstalten. Für diese Abende wurde ein Cembalo als contineo Instrument benötigt. Da ihm der Klang der im Handel zu erhaltenden Musikinstrumente nicht zusagte, widmete er sich dem Cembalobau. Seine Cembalie klangen so gut, dass selbst renommierte Musiker diese Instrumente schätzten – mit dem Ergebnis, dass er 1979 aufgefordert wurde, ein 2-manuales Cembalo für die Tonhalle Düsseldorf zu bauen.
Auch Philosophie und Literatur erweckten früh das Interesse von Dieter Ramsauer, ausgelöst in der Schule durch seinen Lieblingslehrer Eberhart Ter Nedden. Sein erstes gekauftes Buch hatte den Titel „Weisheit der Welt“ und stellte die antiken griechischen Philosophen und ihre Ideen vor. Auf literarischem Gebiet hatten Gedichte immer eine besondere Bedeutung für ihn. Goethes „Das Göttliche“ und Conrad Ferdinand Meyers „Der römische Brunnen“ beispielsweise, die er nach wie vor rezitieren konnte, waren ihm Inspiration und Leitbild zugleich. Dieter Ramsauers ästhetisches Gespür für das Schöne fand auch Ausdruck in zahlreichen Kunstwerken in seinem Büro.